Hengersberg. „Die Erwartungshaltung ‚heute gibt es einen Beschluss und am nächsten Tag steht der Bagger da‘ funktioniert halt in der Realität nicht“, so eröffnet MdB Thomas Erndl seine erste Infrastrukturkonferenz für die kommunalen Mandatsträger aus dem Landkreis Deggendorf im Hotel am Ohewehr. Als Referenten nahmen Robert Wufka, Leiter des Staatlichen Bauamts Passau, Günther Kleiner, Sachgebietsleiter des Bereichs Straßenbau bei der Regierung von Niederbayern, Stefan Pritscher, Sachgebietsleiter im Bereich Planung bei der Autobahndirektion Südbayern sowie Christian Unzner, Leiter der Dienststelle Regensburg der Autobahndirektion Südbayern, teil. Auch Staatsminister Bernd Sibler, Landrat Christian Bernreiter und Erndls Vorgänger Barthl Kalb ließen sich trotz heißer Temperaturen die Teilnahme an der Konferenz nicht entgehen.
Der Leiter des Staatlichen Bauamts, Robert Wufka, betonte gleich zu Beginn die Bedeutung der Radwege entlang der Bundes- und Staatsstraßen. „Wo immer möglich, bauen wir Radwege, wenn die Gemeinde hierfür Pläne hat, zahlen wir das.“ Im Anschluss ging Wufka auf den Bundesverkehrswegeplan 2030 ein. Sicher und leistungsfähig wolle man die Achsen B11 und B533 an die Autobahn heranführen. Die Umgehung Auerbach hätte höchste Dringlichkeit, die Umgehung an der B11 nördlich von Deggendorf bis Grafling sei im weiteren Bedarf mit Planungsrecht. Der Ausbau der B11 Grafling-Gotteszell läuft seit 2015, aktuell stehen die Abflachung der Steigung sowie der Bau einer dritten Spur in Hochbühl an, die Fertigstellung ist für Ende 2021 geplant. Für die Ortsumfahrung Auerbach der B533 wurden kürzlich die Antragsunterlagen bei der Regierung von Niederbayern eingereicht, nun geht es weiter mit dem Genehmigungsverfahren. In der Mitte des Abschnitts soll ein 400 Meter langer Tunnel entstehen. Ein aktuelles Projekt im Bereich der Staatsstraßen ist die Ortsumgehung Plattling, hier soll bis 2021 gebaut werden.
Baudirektor Stefan Pritscher von der Autobahndirektion Südbayern ging zunächst auf den Bau der A94 ein. „Auch wenn diese Autobahn viele Deggendorfer nicht direkt betrifft, so erhofft man sich doch eine Entlastung der A3“, betonte Thomas Erndl. Bis Ende des Jahres soll der Lückenschluss bis nach Marktl erfolgen, erläuterte Pritscher. Für die fünf Kilometer bei Simbach könne „keine einfache Lösung gefunden werden.“ Der sechsspurige Ausbau des „Herzensprojekts A3“, wie Thomas Erndl die Autobahn nannte, kostet vom Autobahnkreuz Deggendorf bis zur Anschlussstelle Hengersberg laut Stefan Pritscher 307 Millionen Euro. Den größten Kostenfaktor stellt dabei die Donaubrücke in Deggenau dar, die alleine mit 176 Millionen Euro zu Buche schlägt. Der Ausbau teilt sich dabei in zwei Abschnitte ein. Während der erste Abschnitt in größeren Teilen Einschnitte in FFH-Gebiete mit sich bringt, ist der zweite Abschnitt bis hinter Hengersberg einfacher zu realisieren. Als optimistisches Szenario berechnete Thomas Erndl eine Bauzeit von sechs Jahren. Aktuell erhofft sich die Autobahndirektion eine Genehmigung um den Antrag zur Planfeststellung stellen zu können.
Auch Christian Unzner, Leiter der Dienststelle Regensburg der Autobahndirektion Südbayern, legte seinen Themenschwerpunkt auf die A3. Unzner referierte über die Maßnahmen zur Erneuerung der Betonfahrbahn Straubing-Deggendorf-Iggensbach. Die aktuell laufende Erneuerung zwischen Iggensbach und der Schöllnachtalbrücke sei vor allem aufgrund des hohen Aufkommens von 12.000 LKWs pro Tag eine für die Verkehrsteilnehmer belastende Situation. Hier komme es bei verengten Fahrspuren einfach zu Engpässen. Im nächsten Jahr steht dann eine Erneuerung des Belags bei der Donaubrücke Metten an. Hier wird es zu einer Verengung auf insgesamt drei Spuren kommen, so dass in eine Fahrtrichtung nur eine Spur laufen wird. Durch eine Sperrung der Anschlussstelle Metten erhofft man sich, dass die Belastung des Verkehrs in Grenzen gehalten wird. Die Erneuerung des Fahrbahnbelags zwischen Deggendorf und Hengersberg ist aufgrund des geplanten sechsspurigen Ausbaus der A3 ausgesetzt. Ein weiteres Projekt auf ist der Neubau der Anschlussstelle Plattling auf der A92.
Sachgebietsleiter Günther Kleiner von der Regierung von Niederbayern referierte im Anschluss über die verschiedenen Anforderungen bei der Umsetzung von Straßenbauprojekten, unter anderem gebe es aufgrund von EU-Regelungen im Bereich des Naturschutzes immer wieder neue Vorgaben. Auch der Fachkräftemangel macht der Abteilung zu schaffen, die Einarbeitungszeit bei der Planfeststellung beträgt zwei Jahre. Landrat Christian Bernreiter betonte zum Abschluss die Bedeutung der Gewinnung von Fachkräften für die öffentlichen Stellen und unter unterstrich, dass in einer Demokratie Projekte auf einer rechtlichen Grundlage fußen müssten und somit auch ihre Zeit benötigten.
Bild: MdB Thomas Erndl (5.v.l.) lud zur Infrastrukturkonferenz (v.l.n.r.): Staatsminister Bernd Sibler, Erndls Vorgänger Barthl Kalb, Stefan Pritscher, Sachgebietsleiter bei der Autobahndirektion Südbayern, Robert Wufka, Leiter Staatliches Bauamt Passau, Christian Unzner, Leiter Dienststelle Regensburg der Autobahndirektion Südbayern, Günther Kleiner, Sachgebietsleiter bei der Regierung von Niederbayern und Landrat Christian Bernreiter.